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Der spätere Schriftleiter und Reichstagsabgeordnete Hermann Tempel (1889-1944) machte als angehender Lehrer 1912/13 eine Zwischenstation in Heisfelde. Horst Milde schrieb über ihn:
„Hermann Tempel gehörte in den 20er und 30er Jahren zu den führenden politischen Vertretern des Weser-Ems-Raumes. Seine politische Haltung ist noch heute Vorbild.“
Zu Ehren Hermann Tempels entschied der Gemeinderat Jemgum 1989 [1], den neugeschaffenen Dorfplatz in Ditzum "Hermann-Tempel-Platz" zu nennen und einen von Bildhauerr Böke aus Leer geschaffenen Bronzekopf von Tempel am Siel aufzustellen. Die Stadt Leer ehrte ihren früheren Repräsentanten, indem sie ein saniertes Altgebäude, in dem die Stadtbibliothek beheimatet ist, den Namen „Hermann Tempel - Haus“ gab. Eine am Haus angebrachte Bronzetafel gibt darüber Auskunft.
Die Familie
Hermann Bernhard Christoph Tempel wurde am 29.11.1889 als viertes Kind des Lehrers Johann Hermann Tempel und seiner Ehefrau Elisabeth Alida Tempel geb. Aissen in Ditzum, wahrscheinlich in der Lehrerwohnung (Kirchstraße 18, David Steen), geboren. Sein Vater war von 1877 bis 1892 Hauptlehrer in Ditzum. Die Eltern ließen sich drei Jahre nach seiner Geburt scheiden. Sein Vater verzog danach nach Bielefeld und gründete dort eine Handelsschule.
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Christine Johanne Elisabeth Tempel,* 5.10.1878 Ditzum,
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Peter Hermann Tempel, * 16.2.1881 Ditzum,
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Johanne Alide Feodore Tempel, * 4.2.1884 Ditzum,
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Hermann Christoph Bernhard Tempel, * 29.11.1889 Ditzum,
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Anton Fr. Carl Tempel, * 8.4.1891 Ditzum,
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Alide Johanne Margarethe Tempel, * 8.11.1892 Ditzum,
Hermann Tempel verbrachte seine Kindheit mit seiner Mutter und seinen Geschwistern ab 1892 in Aurich und ab 1902 in Emden. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Am 27.11.1944 ist er in Oldenburg verstorben.
Lehrerausbildung
Nach dem Besuch der Volksschule entschied er sich, den Beruf des Lehrers zu ergreifen und besuchte die Präparandenanstalt und anschließend das evangelische Lehrerseminar in Aurich. Dort legte er die erste und zweite Lehrerprüfung ab. Aus dieser Zeit ist uns sein Prüfungszeugnis [3] erhalten geblieben:
…. hat nach vollendetem dreijährigem Kursus am hiesigen königlichen Schullehrer-Seminar von Ostern 1907 bis Ostern 1910 die Entlassungsprüfung bestanden und in derselben sowie nach Maßgabe seiner Leistungen während der Seminarzeit folgendes Zeugnis erlangt:
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TEIL I
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a) Führung
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sehr gut
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b) Fleiß
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sehr gut
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TEIL II
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Lehrprobe
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genügend
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erlangte Lehrbefähigung
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gut
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TEIL III
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Leistungen:
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1. Pädagogik
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sehr gut
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2. Religion
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sehr gut
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3. Deutsch
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sehr gut
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4. Geschichte
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sehr gut
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5. Fremdsprachen
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gut
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6. Rechnen/Raumlehre
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gut
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7. Naturkunde
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Naturlehre
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gut
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8. Geographie
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gut
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9. Musik
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a) Klavierspiel
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b) Orgelspiel
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c) Harmonielehre
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nicht genügend
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d) Violinspiel
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genügend
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e) Gesang
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gut
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10. Zeichnen
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genügend
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11. Schreiben
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genügend
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12. Turnen
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genügend
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13. Bemerkungen: Tempel wurde auf Grund durchweg guter schriftlicher Prüfungsarbeiten von der mündlichen Prüfung befreit.
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Es war anfangs schwer, eine feste Anstellung zu bekommen. So wurde Hermann Tempel zunächst am 01.04.1910 an der Reformierten Volksschule in Bunde kommissarisch als Lehrer eingestellt. Nach einem Jahr wechselte er vorübergehend zum 01.04. 1911 an die Lateinschule in Weener.
Am 09.04.1912 wurde Tempel vom zuständigen Schulvorstand an die reformierte Schule in Heisfelde gewählt, allerdings nicht mit fester Anstellung. Er nahm dann hier am 01.07.1912 als 2. Lehrer den Dienst auf. Sein Einkommen betrug 1.120 Mark. Er erhielt keine Dienstwohnung. Dafür wurde aber ein Gehaltszuschlag von 146,67 Mark für Wohnung und Feuerung gezahlt.
Zum 01.10.1913 trat er dann die erste feste Anstellung als Lehrer an der Reformierten Schule in Leer an und verlegte damit auch seinen Wohnsitz von Heisfelde nach Leer.
Weltkriegsteilnahme und weiteres Studium
1915/16 nahm Hermann Tempel als Infanterist im 6. Garderegiment in Frankreich am ersten Weltkrieg teil. Nach einer leichten Verwundung und einem schweren Typhusanfall, aber auch wegen seiner linksseitigen Kurzsichtigkeit, wurde er beurlaubt. Nach seiner Genesung kehrte er nach einigen Aushilfstätigkeiten ab 1917 an Schulen in Poghausen, Stapel und Remels nach Leer zurück. 1920/21 ließ er sich beurlauben, um an den Universitäten in Hamburg und Berlin Psychologie und Philosophie zu studieren. Die Inflation zwang ihn, das Studium abzubrechen.
Lehrer in Leer
Ab dem 01.08.1921 ging er wieder zurück nach Leer an die Osterstegschule, wo er bis 1933 Dienst tat.
Um 1920 lernte er in Leer die spätere Heimatschriftstellerin Wilhelmine Siefkes kennen, die von 1909-1915 in Jemgum als Lehrerin tätig gewesen war, eine zeitlang mit ihm als Kollegen an der Osterstegschule unterrichtete und mit ihrer Mutter ihm gegenüber in Leer an der Bremer Straße wohnte.
Erstes politisches Wirken
Es ist hier nicht der Raum, das politische Wirken von Hermann Tempel umfassend zu würdigen. Es wurden folgende Literaturstellen ausgewertet:
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Eine sehr gute Dokumentation unseres früheren Bürgermeisters Horst Milde [4], der auch das hinterlassene literarische Werk vorstellt (Kriegstagebuch 1914/18; Briefwechsel aus der Haftzeit1941/42; Gedichte).
· Auch unsere Heimatschriftstellerin Wilhelmine Siefkes Siefkes [5] hat sein Wirken in dieser Zeit einfühlsam geschildert.
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Weiter liegt ein Buch über die politische Tätigkeit des Reichstagsabgeordneten Hermann Tempel von Remmer Hein [6], einem ehemaligen Heisfelder, vor.
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Über sein politisches Wirken insbesondere als Reichstagsabgeordneter haben sehr einfühlsam und gründlich Klaus Dede [7] und Werner Vahlenkamp berichtet.
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Weiter gibt Dietmar von Reeken [8] im Biographischen Lexikon Ostfriesland eine detaillierte Zusammenfassung seines Lebens und Wirkens.
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Gerd Kronsweide [9], Heimatforscher aus Jemgum, konnte noch ergänzende Angaben beisteuern.
Hier nur die prägnantesten Daten aus dieser Zeit:
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Hermann Tempel war 1919 in die Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD) eingetreten,
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seit 1924 bis 1933 Mitglied des Magistrats der Stadt Leer und
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von 1925 bis 1933 Mitglied des deutschen Reichstags in der Weimarer Republik.
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Zusammen mit Louis Thelemann aus Leer gründete er 1924 die sozialdemokratische Zeitung „Volksbote“ und wurde 1926 ihr Schriftleiter. Hermann Tempel, seine Lehrerkollegin Wilhelmine Siefkes und Louis Thelemann arbeiteten jahrelang für diese Zeitung eng zusammen. Ende Februar 1933 wurde der Volksbote verboten.
Verfolgung
Ab 1933 wurde Tempel politisch verfolgt (u.a. Redeverbot, Entlassung aus dem Schuldienst), musste zunächst nach Aurich, dann nach Oldenburg und schließlich Ende Juni 1933 nach Holland flüchten, lebte dort im Untergrund. Mit Wirkung vom 01.09.1933 wurde er offiziell aus dem Schuldienst entlassen. Ihm wurde die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Ein Fluchtversuch nach England misslang. Als man Freunde von ihm verhaftete und erpresste, meldete er sich Ende 1940 freiwillig bei der Gestapo. Er wurde verhaftet und nach Deutschland verbracht. Es folgten Gefängnisaufenthalte in Hamm, Osnabrück und Wolfenbüttel, wo er am 06.12.1942 entlassen wurde. Er ging zunächst zu seiner Schwester nach Berlin, verzog dann aber wegen der dort immer heftigeren Luftangriffe Anfang 1944 nach Oldenburg. Hier wurde er als Staatenloser schikaniert und zwischendurch im Frühjahr 1944 verhaftet.
Bevor er in ein Ausländerlager abgeschoben werden konnte, erlöste am 27.11.1944 in einem Oldenburger Krankenhaus der Tod den geschwächten Körper. Ein Tumor an der Wirbelsäule konnte nicht mehr operiert werden. Hermann Tempel wurde auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg begraben.
[1] Rheiderland- Zeitung vom 18.07.1989
[2] Geburtsregister Ditzum. Nach Gerd Kronsweide
[3] Hensmann, Menna: Dokumentation Leer 1933 - 1945, Stadt Leer, 2001.
[4] Milde, Horst: Hermann Tempel. Eine Dokumentation.Verlag Schuster Leer, 1980
[5] Siefkes, Wilhelmine: Erinnerungen. Verlag Schuster, Leer, 1979
[6] Hein, Remmer: Der Reichstagsabgeordnete Hermann Tempel. Verlag Reinhard, Leer. 1988
[7] Dede, Klaus und Vahlenkamp, Werner: Hermann Tempel - Leer. 1979 Oldenburg. Vertrieb: Verlag Schuster, Leer
[8] Reeken, von Dietmar: TEMPEL, Hermann Bernhard Christoph. Biographisches Lexikon Ostfriesland
[9] Kronsweide, Gerd: Mail vom 26.07.2007 an den Verfasser.
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