Eilt Behrends Post
berichtet von Berend Schröder, Leer-Heisfelde 
 
 
Foto: Familienarchiv 1974
 
Vor einigen Wochen jährte sich zum 110. Mal der Geburtstag von Eilt Post aus Leer-Heisfelde. Eine Persönlichkeit, die sich in seinem Berufsleben in hohem Maße um den Kulturbau in Ostfriesland und bis weit in das späte Pensionsalter hinein um den Landschafts- und Naturschutz besonders im Landkreis Leer verdient gemacht hat.
Eilt Behrends Post, Landwirtschaftsoberrat, wurde am 10.10.1900 in Brockzetel geboren und verstarb am 18.06.1999 in Heisfelde.
Er heiratete am 28.06.1936 in Aurich Hulda Böltau aus Schellerten bei Hildesheim.
Dem Ehepaar wurde drei Kinder geboren, die vielen Heisfeldern gut bekannt sind:
  • Heidrun Post,     * 1937, oo mit Wulf Ihnen aus Leer,
  • Ute Post,              * 1940, oo mit Roland Kunzmann,
  • Berend Eilt Post, * 1942, oo mit Maike Preischaft (verst.) aus Bad Salzdetfurth.
 
Eilt Post selbst stammte von einem der damals größten Höfe der Region. Es war das sog. „Klostergut“ (oder Vorwerk mit Friedhof) in Brockzetel im Kreis Aurich, das sein Vater Frerich Eilts Post vor der Jahrhundertwende erwarb. Die Vorfahren hatten es schon als Pächter bewirtschaftet, so auch sein Großvater Eilt Behrends Post.
Zum Klostergut gehörten ursprünglich ca. 450 Hektar, bestehend zum allergrößten Teil aus öden Heidflächen und unkultiviertem Boden. Nur etwa ein Siebtel der Flächen war in Kultur. Neben den 500 bis 600 Heidschnucken unter Aufsicht eines Schäfers wurden neben dem Bau des Ems-Jade-Kanals auch noch etwa 500 Gänse gehalten, die ein „Gänseliesel“ betreute. Später setzte eine umfangreiche Kultivierungsarbeit ein und machte den Besitz zu einem fruchtbaren blühenden Land.
 
 
Das Elternhaus in Brockzetel                                Foto: Zeitungskopie (unbekannt)
 
Diesen geschichtlichen Hintergrund muß man kennen, um das spätere große Engagement von Eilt Post für das Kultivieren der Landflächen Ostfrieslands zu verstehen.
Nach dem Besuch des Ulricianum- Gymnasiums in Aurich wandte er sich zunächst der Ausbildung als Apotheker in Wesel zu. Nach kurzer Zeit kam er aber wieder in die Heimat zurück, um Landwirt zu werden. Er studierte in Hohenheim und schloß 1926 mit dem Diplom ab. Ein Jahr später legte er die Prüfung als Saatzuchtinspektor ab. Nach einem ergänzenden Pädagogikstudium war Eilt Post von 1933 bis 1937 als Landwirtschaftslehrer in Aurich tätig. In dieser Zeit betätigte er sich in den Sommermonaten als Versuchsringleiter. Dabei erwachte sein Interesse an den Fragen der Landeskultur.
1937 wurde eine Landbauaußenstelle Ostfriesland in Leer eingerichtet und Eilt Post mit der Leitung beauftragt. Diese Position hat er 28 Jahre, bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1965, innegehabt. In diese Zeit fällt die Erstellung des Gutachtens über die tragbare Belastung des damals anlaufenden Leda-Jümme- Projektes., aus dem sich dann der Bau des Leda-Sperrwerkes ergab. Es folgten die Anlage der Beispielpolder in Potshausen und Steenfelde usw.
Allerdings kam mit Beginn des Krieges die Landeskulturarbeit zum Erliegen. 1944 folgte Eilt Post daher einem Ruf Prof. Römers nach Halle an das Institut für Pflanzenanbau und –züchtung der Universität Halle/ Saale.  Er hatte u.a. dort den Auftrag, in der Abteilung Gemüsebau eine Erbse für das Küstenanbaugebiet zu züchten. Durch den Kriegsausgang ist diese Forschung nicht zu Ende geführt worden. Mit dem Fahrrad kehrte er nach Leer zurück und erzählte später noch oft von den Strapazen seiner Rückkehr aus Halle.
Hier in Leer begann er nach der Währungsreform durch die Anlage von Versuchsanlagen und durch Vorträge, Bauern und Behörden von den Aufgaben der Landeskultur zu überzeugen. Unter dem Motto „Halbe Taten, teure Taten“ stellte er seine Thesen über die Landeskultur in der richtigen Reihenfolge: Entwässerung, Melioration, Wegebau, Landbaumaßnahmen (Flachumbruch, Tiefumbruch, Düngung, Neueinsaat) auf. Als Leiter der Landbauaußenstelle ist sein Anteil an dem Gelingen der vielen Flurbereinigungen mit Aussiedlungen unbestritten.
Zur Verabschiedung in den Ruhestand hatte man in die „Waage“ in Leer eingeladen. In vielen Reden wurde das Lebenswerk von Landwirtschaftsoberrat Eilt Post gewürdigt. Kammerpräsident Marahrens, Dr. Haase als Geschäftsführer des Kuratoriums für Landwirtschaft als Vertreter des Personalrates der Landwirtschaftskammer, Landrat Wübbena-Mecima, Obersielrichter Goudschaal, Sielrichter Rudolf Harms als Sprecher der Verbände, Landrat Neier vom Nachbarkreis Aurich, Verbandsvorsteher Gruben vom Meliorationsverband, Sielrichter Freesemann von der benachbarten Muhder Sielacht, Oberdeichrichter Jannes Ohling und - nicht zuletzt - Oberkreisdirektor Elster zeichneten den Berufsweg des Jubilars nach und würdigten seine Verdienste um Ostfriesland.   Besonders wurde die wegweisende Bedeutung der Arbeit von Eilt Post für die Kultivierung der Böden immer wieder herausgestellt. Große Worte wie
  • „Sie haben die Niederungen aus dem Sumpf erhoben und durch Ihre Beharrlichkeit dem Vaterland eine Provinz erobert“ oder
  • „Post hat die Landwirtschaft von der Naß- zur Trockenwirtschaft geführt“ oder
  •  „Post ist der Schrittmacher der Meliorationen im Leda-Jümme- Verbandsgebiet gewesen“ oder
  • „Das Gutachten, das Post für den Bau des Leda- Sperrwerkes und die Folgemaßnahmen erstellt hat, ist entscheidend gewesen“ oder einfach
  • „Post ist ein Mann, der sich um die Landwirtschaft verdient gemacht hat“
haben den Geehrten sicherlich noch lange bewegt. Eilt Post fasste in seiner Dankesrede zusammen, dass sein Hauptanliegen immer die Aufklärung über die Notwendigkeit der Bodenverbesserung durch Entwässerung und Melioration gewesen sei.
Schon längst im Ruhestand, war Post immer ein gern gesehener Gast beim Treffen ehemaliger Landwirtschaftsschüler oder Treffen berufsständischer Vertreter. Selbstverständlich ließ er es sich nicht nehmen, bei Landabnahmen der von ihm in die Wege geleiteten Umstrukturierungen anwesend zu sein. Sein praktischer Rat wurde immer wieder gefragt. So blieb er in den langen Jahren seines beruflichen Wirkens  wie auch später den Landwirten, Deich- und Sielachten sowie den Behörden stets ein fachkundiger, weitschauender und unermüdlicher Berater und Helfer.
 
Landwirtschaftsoberrat Eilt Post galt als ausgezeichneter Grünlandfachmann und war ein gefragter Gräserkenner. Er besaß eine genaue Kenntnis der heimischen Flora und hielt als Botaniker und Pflanzensoziologe vielfachen Kontakt zu verschiedenen Wissenschaftlern. 1955 war er daher zum Naturschutzbeauftragten des Landkreises Leer ernannt worden. So legte er 1965 bei Eintritt in den Ruhestand nicht die Hände in den Schoß, sondern setzte noch weitere 15 Jahre, bis 1980, ehrenamtlich seine Tätigkeit als Naturschutzbeauftragter für den Landkreis Leer fort.
Der Bundespräsident stellte am 28.11.1972 fest, dass Eilt Post für die über das Maß seiner Berufspflichten hinausgehenden Leistungen besondere Verdienste erworben hat und ehrte ihn mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
 
                                             Heisfelde - Am Ehrenmal 3    Foto Verfasser                                                                   
 
1954 hatte die Familie Post ein Wohnhaus in Heisfelde an der Straße „Am Ehrenmal“ gebaut. Seine Frau ist 1991 verstorben. So lebte er bis 1999, von seinen Kindern versorgt, hier in Heisfelde, in seinem schönen Haus mit vielen Büchern, die nicht viel Langeweile aufkommen ließen. Seine besondere Liebe galt dem großen Garten, der mit teilweise eigenen Züchtungen bepflanzt war.
Viele Naturdenkmale, die in seiner Zeit unter Schutz gestellt wurden, so z.B. die Bäume im Barkei’schen Garten oder die Kastanienallee („Neemanslohne“) zum Hof Rademacher, werden uns auch in Zukunft an den verdienten Heisfelder Mitbürger Eilt Post erinnern.
B.S.