Stand 23.08.2009
 
Repro Foto: Heimatmuseum Borkum (Tjard Steemann)
 
In Nüttermoor war 1905 ein neues Schulgebäude eingeweiht worden. Der erste Inhaber der zweiten Stelle war Lehrer Anton Scharphuis, der bereits als zweiter Lehrer in Ihren tätig gewesen war. Er galt allgemein als tüchtiger Schulmann.
Am 01. April 1908 verließ er Nüttermoor, um die Stelle als zweiter Lehrer an der reformierten Schule in Heisfelde anzutreten.[1] 
 Hier blieb er bis 1912, war also auch schon in dem 1911 eingeweihten neuen Schulgebäude (heute Eichenwallschule) tätig. 
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Anton Friedrich Scharphuis [2][3] [4] [5] [6] wurde am 11.01.1883 in Leer als viertes Kind des Restaurateurs Cornelius Jansen Bakker Scharphuis (*22.02.1840 Jemgum, + 06.06.1889 Norderney) und seiner Frau Grietje Roelofs Wybrands (*23.10.1848 Borkum, + 25.12. 1912 Borkum) geboren und ist am 22.07.1947 auf Borkum verstorben.
Seine Mutter war die Tochter von Roelof Freerichs Wybrands, Schiffer in Borkum, und Antje Frerichs Dreeuwes. Die Eltern hatten 1869 in Nüttermoor geheiratet. Er hatte noch die fünf Geschwister Henriette, Roeloff, Paul, Cornelius und Anni, die zwischen 1871 und 1890 geboren wurden.
Seine Großeltern väterlicherseits, die 1833 in Leer geheiratet hatten, waren der Handlungsdiener und Krämer Paulus Wybrands Scharphuis (*1806 Emden, genannt 1835 in Leer, + 1868 Leer) und Hindertje Justus de Graaf (*03.08.1814 Jemgum, + 17.05.1855 Leer).
Der Urgroßvater Wybrand Pauls Scharphuis war Schiffskapitän zu Emden gewesen. Er und seine Frau Etje Jansen Bakker waren vor 1833 verstorben.
 
Scharphuis besuchte zunächst von 1889 bis 1892 die Volksschule auf Norderney, wohin die Eltern übergesiedelt waren. Nach dem frühen Tod des Vaters verzog die Mutter nach Borkum und erwarb dort 1892 die Familienpension „Cornelia“. Dort war der heranwachsende Knabe von 1894 bis 1899 auf einer neugegründeten Privatschule (heutige Mittelschule), um anschließend die Präparande und das Lehrerseminar in Aurich zu absolvieren. 1905 trat Scharphuis sein erstes Schulamt in Ihren an, kam dann aber - wie oben erwähnt - 1912 über Nüttermoor und Heisfelde wieder zu seiner Mutter nach Borkum zurück. 1927 wurde er Konrektor und 1936 Rektor der dortigen Volksschule, deren seinerzeit vorbildlicher Ausbau ihm zu verdanken ist.
Er heiratete am 10.04.1912 in Borkum Harmina Müller (* 02.01.1885 Borkum, + 01.05.1955 Borkum), Tochter von Berend Upkes Müller und Antke Hinderks de Haan. Ihnen wurden drei Mädchen geboren:
Kinder:
  1. Margaretha, * 13.10.1913 Borkum, verheiratet mit Otto Wolf.
  2. Anni, * 17.01.1917 Borkum, verheiratet mit Willi Krakowski.
  3. Cornelia Henriette, * 01.05.1921 Borkum, verheiratet mit Jakob Schmidt.
 
Doch zurück zu Anton Scharphuis. Mit großem Fleiß widmete er sich außerhalb des Berufes der Flora und Fauna Ostfrieslands.[7] Als Teilergebnis seiner Forschungen erschien 1933 sein „Beitrag zur Flora Borkums“. Sein Name wurde schnell über die Grenzen der Insel bekannt und zahlreiche Professoren, Studenten und Schüler von Feriencamps war er Helfer und Berater. „Unter meinen vielen Freunden ist mir Vater Scharphuis von der rein menschlichen Seite, besonders als vorsichtiger Inselforscher und tüchtiger, äußerst bescheidener Botaniker, der liebste“ urteilte Dr.h.c. Otto Leege, dem Scharphuis immer ein treuer Freund und Arbeitskamerad war.
 
Scharphuis hat sich in Borkum sehr im Natur- und Landschaftsschutz engagiert, gilt als Vater des Naturschutzgebietes „Greune Stee“. Folgende Ausarbeitung ist im Internet auf der Homepage von Johann Beerens, Tergast [8] nachzulesen (Ausschnitte):
 
Repro Foto: Heimatmuseum Borkum (Tjard Steemann)
 
Greune Stee
 
„In vergangener Zeit wurden einige der Wege gepflastert, so dass auch Fahrradfahrer die etwa 80 Hektaren große „Greune Stee“ erleben können.  Vor gut 100 Jahren nutzte der Hauptlehrer Huismann, er war zuvor in Folmhusen (m.E. Ihren. Verf.) gewesen, die wenigen Sandrücken, die durch das nasse Gebiet führen, um eine bessere Begrünung des wilden Tales zu erreichen. Jahr für Jahr säte er Baumsamen, die er für einen Taler erworben hatte. Mit den Schulkindern pflanzte er alljährlich junge Bäumchen, die aus den Samen gewachsen waren. Es waren vor allem Schwarzerlen, die auf dem nassen Boden besonders gut gediehen. Diese vermehrten sich bald durch eigenen  Samenwurf und wohl auch durch Wurzelsprossen. Der Borkumer Wald war geboren und begann zu laufen.
1912 kam Anton Scharphuis, der zuvor in Ihren, Nüttermoor und Heisfelde seine Gehversuche als Lehrer machte, wieder nach Borkum, wo seine Mutter die Familienpension 'Cornelia' betrieb. Er befaßte sich intensiv mit der Inselflora und der Fauna des Strandes und des Wattenmeeres und war schon bald über Borkum hinaus bekannt für seine naturwissenschaftlichen Arbeiten. Außerdem erforschte Scharphuis die Geschichte der Insel und gründete 1920 den Heimatverein Borkum. Viele heimatkundlichen Veröffentlichungen entflossen seiner Feder. Was nun sein Vorgänger im Amt, Hauptlehrer Huismann, begonnen, setzte Anton Scharphuis mit Akribie und fundiertem Wissen im Namen des Heimatvereins fort. Dabei ging es nicht nur um die Vergrößerung des Waldes, sondern auch um der einheimischen Vogelwelt einen ungestörten Lebensraum zu schaffen.  Außerdem wurden die jagdlichen Interessen des Jagdvereins nicht außer Acht gelassen. Brutstätten für viele Vogelarten und Unterschlupfmöglichkeiten für Kaninchen, Hasen, Fasanen und Rehwild entstanden.
Jedes Jahr nahm der Wald in seiner Ausdehnung zu. Der Heimatverein bekam vom Domänen-Rentamt die Erlaubnis, das Gelände als Vogelbrutstätte einzurichten und dafür weitere Anpflanzungen vorzunehmen. Die Landwirte, die die „Grüne Stelle“  zur Grasnutzung gepachtet hatten, erklärten sich bereit, nicht vor dem 1. Juli mit dem Grasmähen zu beginnen.
Anton Scharphuis, inzwischen zum Konrektor der Volksschule Borkum ernannt, pflanzte mit den Jungen der oberen Schulklassen 3.000 Schwarzerlen, 500 Bergkiefern, 500 Birken und 100 Heckenrosen Damit hatte das Waldgebiet seine vorläufig größte Ausdehnung erreicht
Die „Greune Stee“ ist heute ein Naturschutzgebiet und  ein Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Sie darf nur auf den vorgeschriebenen und ausgewiesenen Wegen betreten werden. Diese allerdings werden von der Stadt Borkum regelmäßig gepflegt, so dass Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer diese einzigartige Natur pur erleben können. Ruhebänke an dem gepflasterten Weg am Nordrand des Waldes sorgen zudem für  besinnliche Augenblicke und kräftesammelnde Entspannung. So ist die „Greune Stee“ nicht nur Schutzgebiet für Pflanzen und Tiere, sondern auch Erholungsraum für die Menschen auf der schönen Nordseeinsel Borkum geworden.“
 
Er gründete 1920 den Heimatverein Borkum, dessen Bücherei, deren Verwaltung und Ergänzung ihm bis zu seinem Tode oblag. In vielen Zeitungsartikeln fand das Ergebnis seiner Forschungen seinen Niederschlag. Eine große Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten und Sammlungen hat er hinterlassen. Auch auf dem Gebiet der Familienforschung war er tätig. Über 40 Stammtafeln alteingesessener Borkumer Familen, teilweise bis 1650 zurückgehend, hat er verfasst.
 
Anton Friedrich Scharphuis ist am 22.07.1947 auf seiner geliebten Insel Borkum verstorben.
 


[1] Lange, Wilhelm: OSB Nüttermoor, Teil 2/ Seite 497
2Lange, Wilhelm: OSB Nüttermoor, Teil 1/ Nr. 2318/2871
[3] Wegner, Manfred: OSB Leer ref. Nr. 14378/14379
[4] Hesse, Arnold: OSB Leer luth. Nr. 13235
[5] Anneessen, Helmut: OSB Jemgum 2, Nr. 4617/4619
[7]  „Kr.“ In: Ostfreesland-Kalender Bd. 34 / 1951. Seite 125
auf der Homepage von Johann Beerens,  Am Ehrenmal 1   26802 Tergast. Zugriff: 25.07.2007