09 Eines seiner Bilder hing beim Kaiser …
Bedeutender Düsseldorfer Landschaftsmaler stammte aus Bollinghausen / Heisfelde
 
Mitgeteilt von Berend Schröder, Leer-Heisfelde - Stand 09.06.2010
 
Beim Stöbern in alten Akten und Urkunden stößt man schon einmal auf Überraschendes: Heinrich Steinike, ein bekannter Düsseldorfer Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts[1], stammte aus Bollinghausen bei Heisfelde.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Landschaftsmalerei, naturgetreu - leicht und beschwingt - mit Motiven aus Italien, Frankreich, England und Norwegen, sehr verbreitet. Die Düsseldorfer Schule hatte in dieser Zeit einen ausgezeichneten Ruf. Insbesondere die norwegischen Gebirgsbilder des ostfriesischen Landschaftsmalers Johann Hinrich Ludolf Steineke, der mit Heinrich Steinike signierte, wurden sehr gelobt. Kaiser Wilhelm I. und König Georg von Hannover zählten zu seinen Kunden.
Johann Hinrich Ludolf Steineke,so ist er im Kirchenbuch (OSB Leer luth. 14517/14518) eingetragen, wurde am 05.Mai 1825 in Leer als ältester Sohn des Amtmanns (Amtsvogt) Ludewig Hieronimus Steineke (1795 - 1859) und seiner Ehefrau Talena geb. Klopp (1803 - 1886) geboren. Er hatte noch 7 Geschwister.
Die Familie Steineke stammte aus Bollinghausen, wo auch sein Vater geboren ist. Er selbst war nach seinem Großvater Johann Heinrich Ludolf Steineke (1755 - 1835) benannt worden, der im luth. Ortssippenbuch von Leer Nr.14516 als Amts-Gerichts-Schreiber aufgeführt ist. Seine Mutter entstammte der in Leer bekannten und einflussreichen Kaufmannsfamilie Klopp.
Der Vater, Amtsvogt Steineke, hatte in den Jahren, als die acht Kinder geboren wurden (1825 - 1840), in Bollinghausen kein Eigentum, wohnte dort wohl als Pächter. Er erwarb jedoch etwa in den 30er Jahren des 19.Jahrhunderts in Heisfelde nach und nach drei Häuser an der Dorfstraße, die heute nicht mehr vorhanden sind. Nachweisen lässt sich dieser Besitz etwa im Bereich der Parzellen an der Dorfstraße Nr.21 (früher Fritz Schlenkermann), Nr.24 (früher Johann Friedrich Peters) und Nr.49 (früher Johann Akkermann). Auch ist in einer kolorierten Zeichnung aus dem Jahr 1849, in der in der Feldmark Heisfelde die Hofplätze entlang der heutigen Heisfelder Straße eingetragen sind, kurz vor der Einmündung des heutigen Logaer Weges und dann im Leeraner Bereich etwa gegenüber dem früheren Standplatz der Synagoge, Besitz des Amtmanns Ludwig Steineke ausgewiesen.
Heinrich Steinike besuchte zunächst das Progymnasium in Leer, um dann im Alter von 15 Jahren ab 1840 an die Höhere Gewerbeschule (das spätere Polytechnikum) in Hannover zu wechseln. Bis zum Wintersemester 1843/44 studierte er hier besonders Handzeichnen und Bossieren. Dann setzte er seine Ausbildung in Berlin und Köln fort. Anschließend zog es ihn nach Holland, wo er in den Haag
„unter Anleitung tüchtiger Lehrer die im dortigen Museum befindlichen Meisterwerke studierte und fleißig nach der Natur malte und zeichnete.“
Nach dem Studium verbrachte er einige Zeit in seiner Heimat, wo er aber offensichtlich künstlerisch nicht richtig Fuß fassen konnte. Nach zwei ausgedehnten Studienreisen, die ihn nach Norwegen und Rom führten, ließ er sich im Februar 1852 endgültig in Düsseldorf nieder.
Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau kennen. Nach der Proclamation (Kanzelabkündigung) am 28.Januar 1857 in der luth. Kirche in Leer heiratete Heinrich Steinike am 10.Juli 1857 in seiner neuen Heimatstadt Düsseldorf Engelberta Elisabeth Maria Walpurga Barutzky, Tochter des Rechnungsraths Karl Conrad Josepf Barutzky und dessen Ehefrau Johanna Wilhelmina Josepha Maria Fachrius.
Seine Frau ist 1828 in Düsseldorf geboren und 1882 dort auch verstorben. Der Ehe entstammen fünf Kinder. Die Familie nahm ihren Wohnsitz in der Duisburger Straße 33 in Düsseldorf.
In Düsseldorf wurde Steinike bald nach seiner Ankunft Mitglied in dem 1848 gegründeten Künstlerverein „Malkasten“ und studierte an der dortigen Akademie. Von hier aus unternahm er Studienreisen nach Holland, durch Deutschland (insbesondere Nord- und Ostsee, Bayern), in die Schweiz und nach Oberitalien. Er bereiste dann wieder Norwegen, das ihm die Motive zu einem seiner frühesten großen Bilder bot. Mit seinen großformatigen Landschaftsdarstellungen norwegischer Fjordlandschaften, der Heide und den Hochgebirgswelten gehörte er zu den bekanntesten Künstlern seiner Zeit. Seine auch technisch gelobten Werke zeigten die vielgefragte poetische Komposition und Naturstimmung.
Steinike war durchgängig auf Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in den Niederlanden, Deutschland und Österreich vertreten. Seine Bilder verkauften sich dementsprechend an Museen wie an private Sammler, aber auch an die Sammlungen der Fürstlichkeiten seiner Zeit, wie Wilhelm I. von Preußen oder Georg V. von Hannover. Wohlhabend wurde er durch seine Arbeiten aber nicht, ab 1879 stand sein Name auf der Liste unterstützungsbedürftiger Düsseldorfer Künstler. Er ist am 20. September 1909 im Alter von 84 Jahren in Düsseldorf verstorben.
Als bekannteste Bilder Steinikes werden genannt:
· „Norwegischer Fjord“, 1855, (angekauft vom König Georg von Hannover),
· „Abend im Gebirge“, 1862, (angekauft von Kaiser Wilhelm I.),
· „Deutsche Landschaft“ (im Museum in Krefeld),
· „Bayrische Gebirgslandschaft“, 1858, (im Museum in Stettin),
· „Abend im Gebirge“ 1859, (im Museum in Courtray - Belgien).
Pressebericht (Ort und Datum unbekannt)
Schreiben von Heinr. Steinike (liegt im Original vor)
Todesanzeigen (aus Düsseldorf) 

 

 
Werksverzeichnis 1 - 43
(nicht vollständig, meistens nach handschriftlichen Mitteilungen des Künstlers)
 
E   = Eigentümer        KA = Kunstausstellung
 
 
1
Folge Fondens Braen am Hardanger Fjord
Hannover KA 1851
2
Norwegischer Fjord (1855)
 
E König Georg von Hannover
3
Der Oxenfjord in Norwegen (1855)
 
E Böcking in Antwerpen
4
Der Chiemsee
E Stadt-Museum Stettin
Ein „Abend am Chiemsee“ und ein „Morgen am Chiemsee“ befanden sich auf der Brüsseler allg. KA 1857
5
Landschaft aus dem bayrischen Hochgebirge (1858)
E Stadt-Museum Stettin
6
Morgen am See
 
München- Deutsche allg. u. histor. KA 1858
7
Kapelle am See (1859)
 
E Baron Hammerstein- Gesmold in Osnabrück
8
Abend im Gebirge (1859)
 
E Museum Coutray (Belgien)
9
Sonntag- Nachmittag am Chiemsee (1859)
E Frl. Wegner in Stettin
10
Deutsche Landschaft (1860)
E Commerz.-Rath H. von Beckerath in Crefeld
Eine „Deutsche Landschaft“
E Museums-Ver. Crefeld, war auf der Düsseldorfer allg. d. KA 1880
11
Waldlandschaft mit Jagdstaffage
 
Kölner allg. d. u. histor. KA 1861 und auf der Berliner ak. KA 1862
 
12
Norwegischer Fjord
 
Kölner allg. d. u. histor. KA 1861
13
Abend im Gebirge (1862)
 
E Kaiser Wilhelm I
Berliner ak. KA 1862
14
Sturm an der norwegischen Küste
 
E Aeltermann Fritze’s Wwe.
Bremer A. a. Privatbesitz 1863
15
Die Ruinen des Sarazenenschlosses Era bei Nizza (1863)
In Berlin verkauft
16
Abend auf der Haide. Ein Hirt treibt die Schafherde heimwärts.
E Museum Hannover, angekauft 1864.
Berliner ak. KA 1864 und 1874,
Altonaer KA 1867
17
Sturm an der Küste von Monaco (1864)
E Archivsecretär Endrulat in Düsseldorf
Wiener JA 1872
18
Der Königssee
 
Sachse’s Berliner KA 1866
19
Kapelle im Gebirge
Sachse’s Berliner KA 1866
Ein Bild „Kapelle im Gebirge“ (1867) E von Storren, war auf der 50. Hannov. KA 1882
20
Der Genfersee
 
Düsseldorfer KA bei Bismeyer & Kraus 1866
21
Der Taubensee bei Berchtesgaden
 
Düsseldorfer KA bei Bismeyer & Kraus 1866
22
Abend am Lago maggiore (1866)
 
E Heinr. Seyffardt in Crefeld
Berliner ak. KA 1866, Sachse’s Berliner KA 1867
23
Gebirgslandschaft
 
Dresdener ak. KA 1868
24
Piz Margna am Silser-see im Ober -Engadin (1869)
E Rachert in Brüssel
Wiener int. KA 1869
25
Strasse in Menaggio am Comersee (1869)
E Rentner Flossbach in Düsseldorf
Ein Bild „Comersee“ war als Besitz des Rentners S. Coppel auf der Hannov. KA 1882
26
Abendlandschaft
Berliner ak. KA 1870
Ein Bild „Abendlandschaft“ befand sich im KV f. Rheinl. U. W. 1891, eine auf der Danziger KA 1893
27
Vadret da Diavolezza, Bernina-Pass im Ober-Engadin (1871)
E J.D.Hemptienne in Gent
28
Auf der Haide
Dresd. Ak. KA 1871
Eine „Haidelandschaft“: Berl. Ak. KA 1878; 1883; Gr. Berl. KA 1893; Danziger ak. KA 1893; Hannov. KA 1894
29
Landschaft aus dem Ober-Engadin
hannov. KA 1872; Wiener JA 1872; Berliner ak. KA 1880
30
Piz Corvatsch im Ober-Engadin (1873)
E Thomas Hartt in London
31
Im Hochgebirge
 
Hannov. KA 1872
32
Gewitter auf der Haide
 
Kasseler KV 1872
33
Mittagsruhe am Gebirgssee
 
Schulte’s Düsseldorfer KA 1875
34
Am Bach
 
Berl. ak. KA 176
35
Wassermühle
 
Berl. Ak. KA 1881 und 1884
36
Mondaufgang auf der Haide
 
Hannov. KA 1882
37
Landschaft aus dem bayrischen Hochgebirge
Hamb. Frühj. - A. 1887;
Magdeb. Frühj.-A. 1888
38
Landschaft aus Oberitalien
 
Bremer allg. KA 1890
39
Landschaft vom Comersee
 
Bremer allg. KA 1890
40
41
Blick auf den Königssee mit Kloster S. Bartholomä und dem Watzmann. Zwei Mönche als Staffage.
Lepke’s Berl. K.-Auct. 8.11.1892 und 17.10.1893
42
Abendlandschaft
Hannov. KA. 1894
43
Am Ostseestrande
Hannov. KA. 1894
 
 
 
Bildbeispiele
 
Zur Demonstration folgen einige Beispiele seiner Werke,
die im Internet angeboten werden oder wurden:
 
 
 
 
 
 
 
 
               Leider kann ich die Bilder aus technischen Gründen hier nicht zeigen.
              Sie sind jedoch in derr Broschüre enthalten (in schwarz-weiß).

 
 
 
 
 
 
 
 

  

 
Der Insektenkundler
Die Lebensbeschreibung Steinikes wäre unvollständig, wollte man nicht auf eine weitere Profession des Malers eingehen: Die Insektenkunde. 8)
Im 19. Jahrhundert begann die systematische Erforschung der Insektenfauna von Düsseldorf und Umgebung. So untersuchten Theodor Hildebrandt (1804-1874), ein Professor der Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, und J.E. Braselmann (1810-1872), Lehrer an der evangelischen Freischule in Düsseldorf, ab 1830 die Käferfauna von Düsseldorf. In der 1849 veröffentlichten "Übersicht der Käferfauna der Rheinprovinz" von Prof. Dr. Arnold Förster (1810-1884) wurden auf 120 Seiten fast 2.750 Käferarten aufgelistet, davon 1.400 für das Stadtgebiet von Düsseldorf, mit Hildebrandt und Braselmann als Gewährsmännern.
Im Januar 1866 wurde in Düsseldorf unter dem preußischen Offizier August Schultze (1837-1907) der "Verein für Insektenkunde am Niederrhein" gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten mit Heinrich Steinike (1825-1909) und Heinrich Frische (1831-1901) zwei weitere Maler der Kunstakademie.
Im Jahre 1884 ging der Verein in dem neu gegründeten "Naturwissenschaftlichen Verein" auf. Diesem trat 1890 Landesrat Erich von Metzen (1842-1913) bei, durch den die Entomologie in Düsseldorf neue Impulse erhielt. Schmetterlinge aus der Sammlung von Erich von Metzen befinden sich heute im Aquazoo - Löbbecke Museum. Weitere bekannte Mitglieder waren die Maler Otto Wilhelm Sohn-Rethel (1877-1949) und Edmund Masseau. Im Jahre 1911 wird im Vereinsregister erstmals der "Entomologische Verein Düsseldorf" genannt.
Die Entomologische Gesellschaft Düsseldorf, Verein für Insektenkunde, hat ihren Sitz im Löbbecke-Museum und Aquazoo Düsseldorf.
Der Verein hat den Zweck, die Entomologie (Insektenkunde) zu fördern durch
·      die Abhaltung von Versammlungen mit Vorträgen und wissenschaftlichen Referaten
·      die Förderung und Durchführung von Vorhaben, die dem Umwelt- und Naturschutz dienen
·      die Durchführung von Lehrveranstaltungen für Jugendliche und Laien, um das Interesse für die Insektenkunde zu wecken
·      die Durchführung von Lehr- und Sammelexkursionen zur Unterhaltung wissenschaftlicher Sammlungen
 
Heinrich Steinike besaß eine respektable Sammlung palaearktischer und tropischer Käfer. Er stand mit internationalen Fachleuten in Verbindung, was durch Tiere in seiner Sammlung belegt ist. Seine Sammlung wurde nach seinem Tod ca. 1910 mit der von Josef Guntermann vereinigt. Die Belege sind im wesendlichen ohne Fundorte; Tiere mit Fundorten wurden jetzt in die Hauptsammlung des Löbbecke-Museums Düsseldorf übernommen.
 
 


Literatur- und Quellennachweis:
1) Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 2. Leipzig
2) Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts, Bd. I, Leipzig/ Berlin1898
3) Herm. Becker: Deutsche Maler, Leipzig 1888
4) H.A. Müller: Biographisches Künstlerlexikon, 1884
5) Ortssippenbuch Leer (luth.).
6) Heißler, Sabine: In „Biographisches Lexikon für Ostfriesland“, Band 3, Aurich 2001, dort mit ausführlichen weiteren Literatur- und Quellenhinweisen.
7) Weitere Quellen, z.B. ein von Heinrich Steinike selbst verfasster Lebenslauf, sind im Text wörtlich übernommen
8) Angaben aus dem Internet von Frau Ulrike Krüner, Gelderner Str. 39, 41189 Mönchengladbach