Volkstrauertag 2014
 
Rede der Ortsvorsteherin von Heisfelde, Beate Stammwitz,
am 16. November 2014 beim Ehrenmal in Heisfelde.
 
„Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger.
Liebe Heisfelderinnen, liebe Heisfelder.
 
Wir, die wir in Frieden leben, gedenken heute der Menschen, die ihr Leben im Krieg verloren haben. Wir wissen : In beiden Weltkriegen zusammen hat es über 65 Millionen Tote und 56 Millionen Versehrte gegeben. Also insgesamt mehr als 120 Millionen Kriegsopfer.
 
Ich möchte auch die unzähligen Angehörigen der Toten und Verletzten nicht vergessen, die Mütter, Väter und Geschwister, die Ehefrauen und Kinder. Auch sie haben durch die Kriege viel verloren. Viele sind daran zerbrochen. Auch hier in Heisfelde.
 
Der Volkstrauertag ist - trotz seines Namens - nicht unbedingt nur ein Tag des persönlichen Trauerns. Das war sicher noch anders, als er fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neu begründet wurde. Damals, 1950, waren das Leid und der Schmerz der Hinterbliebenen noch ganz frisch und unmittelbar gegenwärtig.
 
Aber inzwischen sind fast 70 Jahre seit Kriegsende vergangen. Der Volkstrauertag ist deshalb in der Form, in der wir ihn heute begehen, vor allem ein Tag des Innehaltens und des Erinnerns. Wir gedenken heute gemeinsam der Millionen Opfer aus beiden Weltkriegen. Opfer von Krieg, Verfolgung, Vertreibung und fanatischem Terror.
 
Der Volkstrauertag hat aber auch heute noch – oder wieder – ganz aktuelle Bezüge: Seit der Gründung der Bundeswehr im Jahr 1956 sind nahezu 2600 Armeeangehörige im Dienst ums Leben gekommen. Bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr haben viele Soldaten ihr Leben verloren. Allein in Afghanistan 45 Bundeswehrsoldaten.
 
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben bis heute weltweit über 200 Kriege stattgefunden! Die meisten in der so genannten Dritten Welt. Und neun von zehn Kriegsopfern sind heute Zivilisten. Die Welt ist auch nach dem Aufruf zum „Krieg gegen den Terror“ nach dem 11. September 2001 keineswegs sicherer geworden. Wir erleben das in Afghanistan, in Afrika, im nahen Osten, auf der Krim, in der Ukraine. Überall auf der Welt drohen Anschläge – auch hier bei uns.
 
Eine neue Dimension des Terrors zeigt sich in der brutalen, unmenschlichen Gewalt des Islamischen Staates. Es gibt kein Entrinnen, nicht für Kinder, nicht für Frauen, nicht für Männer. Enthauptungen und Exekutionen von Menschen werden per Video in unsere Wohnzimmer gesendet, Jugendliche in unserem Land zum Töten für die Terrormiliz angeworben. Der mörderische Hass der IS hat Europa erreicht, hat uns erreicht. Wir können nicht mehr wegsehen. Beim Empfang der aus Afghanistan zurückgekehrten Soldaten des SES Leer am Montag kam die Forderung nach einem sofortigen Einsatz der NATO in Syrien.
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Aber lässt sich Frieden durch militärische Einsätze herbeizwingen? Ist er nicht vielmehr das Ergebnis eines langen Prozesses, in dem sich die Menschen und Völker einander Annähern müssen. Versöhnung, Verständigung und Frieden fordern Zeit und Geduld, und das mag der Grund sein, weshalb sie so schwer und nur selten gelingen. Trotzdem! Wir können und dürfen nicht zulassen, dass Menschen ihr Leben oder ihre Gesundheit lassen müssen, weil Hass, Ideologien und zerstörerische Machtansprüche scheinbar stärker sind als der Wille zum Frieden.
 
Nie wieder Krieg! Aber dazu müssen wir selber bereit und offen sein, in unseren Herzen den Frieden zu wollen – mehr als alles andere.
Der Volkstrauertag macht uns bewusst : Das ist der richtige Weg. Und es ist der einzige Weg. So wie es Stefan Zweig gesagt hat : „Einer muss den Frieden beginnen wie den Krieg“.“