Am 06.April 1867 wurde in Leer auf dem reformierten Friedhof Hermann Henrich Christoph Johann Bernd Spieker, OSB Leer ref. 15446, beerdigt. Der Verstorbene war seit dem 21.Februar vermisst worden. Nun wurde die Leiche am 3.April „in der Ems zwischen Esclum und Leerorth gefunden.“ Antke Asmus geb. Müller, eine Nachfahrin aus der Spieker-Familie, ergänzte, dass nach mündlicher Familienüberlieferung am 21.02.1867 eine Gruppe Schlittschuhläufer auf einem „Toggschloot“ (Zuggraben) im Rheiderland unterwegs war. Hermann Spieker, der als letzter in der Reihe lief, sei unbemerkt eingebrochen und unters Eis geraten. Man habe ihn nicht gefunden. Erst am 03.04.1867 sei er, wie oben berichtet, am Emsufer angetrieben worden.
Bis 1856 wird als sein Beruf Brennmeister auf der Ziegelei an der Ems angegeben. Ab 1857 bis zu seinem Tode wird er als Arbeiter bezeichnet. Er ist nur 44 Jahre alt geworden und hinterließ nach 16 Jahren Ehe die Witwe Taatje Cornelius Spieker, geb. Dupree, OSB Leer ref. 3876, mit 8 Kindern. Die jetzt vorliegenden Ortssippenbücher geben weitere Auskünfte über die Familie:
Die Familie Spieker
Der oben genannte Hermann Henrich Christoph Johann Bernd Spieker wurde 1823 (OSB Holtgaste 1535/1536, Leer ref. 15446/3876/15442, Leer luth. 14386) als der Sohn des Kolonisten Hermann Henrich Spieker und seiner Ehefrau Anna Agnetha Lütgemeier geboren. Wie der Name der Mutter schon vermuten lässt, stammte er wie seine Eltern aus dem Lipperland, aus Mosebeck bei Detmold, im Amt Diepholz.
Spieker war gem. OSB Holtgaste 1536 Anfang 1851 in Holtgaste als Arbeiter tätig, denn dort fand am 16. und 23. Februar und dann noch einmal am 02. März die Abkündigung der Heirat von der Kanzel statt. Er ist dann mit Wohnschein des Königl. Amtes Leer nach Heisfelde verzogen und hat dort am 05.März 1851 in Heisfelde geheiratet. Beruflich hat er hier anfangs von etwa 1851 bis 1856/58 als Brandmeister in der Ziegelei an der Ems gearbeitet. In der Mitte des 19.Jahrhunderts waren dort folgende drei Ziegeleien entstanden:
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STAA Rep. 33, Nr. 251 / Aktenlage 1843-1849: Die Anlegung einer Ziegelfabrik beim Heisfelder Siel.
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STAA Rep. 33, Nr. 253 / Aktenlage 1852-1875: Die Anlage einer Ziegelei auf dem sogenannten Spitlande durch den Ziegeleifabrikanten J:W: Oltmanns zu Nüttermoorer Siel.
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STAA Rep. 33, Nr. 250/ Aktenlage 1842: Die von dem Landwirt Menso Heikes aus Neermoor bei dem Thedinger Vorwerk anzulegende Ziegelfabrik.
Bei einem dieser Ziegeleien wird Spieker gearbeitet haben.
1858, bei der Geburt des vierten Kindes, wird für ihn als Beruf dann Arbeiter angegeben. Es ist zu vermuten, dass die Umstrukturierung des Bauerndorfes Heisfelde zum Wohnvorort von Leer infolge des Eisenbahnbaus und der dann folgenden Industriealisierung (Fabrikgründungen) auch Hermann Spieker bewogen haben, jetzt in der benachbarten Stadt zu arbeiten. Immerhin wird er 1867 zum Zeitpunkt seines Todes auch als Landgebräucher bezeichnet. Er wird also neben seinem Beruf, wie damals weit verbreitet, eine landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle betrieben haben.
Doch kehren wir zu Hermann Henrich Christoph Johann Bernd Spieker und seine Frau Taatje, geb. Dupree zurück. Am 05. März 1851 hatten sie wie schon erwähnt in Heisfelde geheiratet. Hermann stammte aus dem Lipperland, Taatje wurde um 1824 in Ditzumer Verlaat geboren („nicht confirmiert“) und wohnte vor ihrer Hochzeit in Hohegaste, wo sie sicherlich als Magd auf einem Hof beschäftigt war. Da Hohegaste zum Bereich der ref. Kirche in Leer gehörte, fand in Leer zeitgleich zu Holtgaste (Wohnort des Bräutigams) die Proklamation (Abkündigung der geplanten Heirat von der Kanzel) statt. Beide Ehepartner waren zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung 28 Jahre alt.
Über den genauen Wohnort der Familie in Heisfelde an der Ecke Dorfstraße/ Lüttje Weg wird unten berichtet.
Die Familie vergrößerte sich um folgende acht Kinder, die mit Ausnahme des ersten Sohnes (Hohegaste) alle in Heisfelde in der Zeit zwischen 1851 und 1866 geboren wurden:
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Hermann Friedrich August Spieker wurde am 08.April 1851, etwa einen Monat nach der Hochzeit, noch in Hohegaste geboren, verstarb aber schon nach 6 Wochen „an einer schnell tödlichen Krankheit“.
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Den nächsten am 15.07.1852 geborenen Sohn nannte man wieder Hermann Wilhelm August Spieker. Er übernahm später das Haus. Zunächst aber arbeitete er als Dienstknecht in Heisfelde, heiratete dort 03.12.1871 Antje Schmidt, die 1842 unehelich in Emden geboren worden war und hatte mit ihr 4 Kinder, wovon eines gleich nach der Geburt verstarb:
· Sohn, *+ 25.03.1872 Heisfelde
· Hermann Wilhelm Friedrich August Bernhard Spieker, * 10.01.1876 Heisfelde
· Tatjedine Heikeline Grietjedine Wilhelmine Albertha Spieker, * 01.05.1877 Heisfelde
· Heikelina Wilhelmina Alberta Jacoba Loise Spieker, * 04.03.1881
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Der dritte Sohn, Heiko Simon August Spieker, wurde am 13.08.1853 in Heisfelde geboren und ist dort auch am 25.06.1918 verstorben. Über den genauen Wohnort der Familie in Heisfelde an der Landstraße wird unten im Lebensbild von Jakobus Spieker berichtet. Heiko Spieker war zunächst als Arbeiter in Heisfelde und später als Fabrikarbeiter in Leer beschäftigt, heiratete dort 1882 Anna Sielmann (muß wohl Kielmann heißen, da bei allen Taufeintragungen der Kinder so angegeben. Inzwischen hat die Familie dieses bestätigt) aus Holthuserheide, * 16.09.1857, + 07.04.1929 in Heisfelde, und hatte mit ihr folgende 6 Kinder, die zwischen 1882 und 1895 in Heisfelde geboren wurden:
· Hermann Hinrich Albertus Jacobus Theodor Spieker, * 01.12.1882
· Hinrich Taläus Julius Spieker, * 05.04.1884, + 07.01.1886
· Hinderich August Ludewig Albertus Spieker, * 20.10.1886, als Matrose gef. am 30.12.1914
· Alberta Luise Wilhelmine Spieker, * 27.04.1889
· Auguste Wilhelmine Luise Juliane Spieker, * 31.05.1892. Ab hier wird der Vater als Fabrikarbeiter bezeichnet.
· Jakobus Taläus Albertus Spieker , *08.05.1895, +17.09.1970, in Heisfelde.
Ein vollständiges Lebensbild wird im Anhang vorgestellt.
- Das erste Mädchen, Wilhelmina Taatjedina Cornelia Spieker, erblickte am 20.07.1856 das Licht der Welt. Sie verstarb 1880, unverheiratet, mit 25 Jahren.
- Am 15.12.1858 wurde wieder eine Tochter, Alberta Spieker, geboren (OSB Leer luth. 14386/11336). Sie heiratete am 28.04.1895 in Heisfelde den Tischler Johann Diedrich Heinrich Nordmeyer (*1855 Leer), dessen Vorfahren sich bis zum Ende des 18.Jahrhunderts zurückverfolgen lassen und wohl auch aus dem Lippischen kommen. Keine Kinder. Ein Diedrich Nordmeyer („Zimmerei“) wird in den Brandkassenunterlagen ab 1894 als Hauseigentümer (mit Werkstatt) genannt. Anschießend ab 1909 (?) befand sich dort an der Landstraße die Bäckerei Fricke.
- Am 02.09.1860 kam „bei den Eltern in Heisfelde“ Cornelius Spieker, benannt nach seinem Großvater mütterlicherseits, zur Welt. Doch er verstarb schon nach 1 Jahr und 5 Monaten an den Masern.
- Am 31.Mai 1863 wurde Jacobus Albertus Spieker geboren. Hier gibt es zur Zeit noch nichts zu berichten. Ist er ausgewandert?
- Als achtes Kind erblickte Luise Spieker am 13.11.1865 in Heisfelde das Licht der Welt. Sie ist unverheiratet nach 25 Jahren und 4 Monaten 1891 in Heisfelde verstorben.
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Das Schicksal meinte es nicht immer gut mit der Familie: Zwei Jungen verstarben sehr früh (nach 6 Wochen bzw. 1 Jahr und 5 Monaten). Zwei Töchter wurden nur 25 Jahre alt.
Zwei Jahre nach der Geburt des achten Kindes verunglückte der Vater im Jahr 1867, wie eingangs beschrieben, nach 16jähriger Ehe im Alter von 44 Jahren beim Schlittschuhlaufen.
Taatje hat nicht wieder geheiratet. Sie war daher gezwungen, arbeiten zu gehen, um die Familie zu ernähren. Ihr genaues Todesjahr ist (noch) nicht bekannt. Es muß nach 1900 gewesen sein. Damit dürfte sie ihren Ehemann noch 30 – 40 Jahre überlebt haben und hatte sich in dieser Zeit neben der Berufstätigkeit noch um die Versorgung und Erziehung der Kinder und die Arbeiten im Haushalt, am Haus und im großen Garten zu kümmern. Eine starke Frau!
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Wo nun haben Hermann Henrich Christoph Johann Bernd Spieker und seine Frau Taatje, geb. Dupree in Heisfelde gewohnt?
Das Ehepaar, zu der sich nach und nach die Kinder gesellten, wohnte – wie bereits beschrieben - kurz in Hohegaste und siedelte sich dann in Heisfelde an, indem es dort an der Dorfstraße südlich der Kreuzung mit dem heutigen Lütje Weg/Süderweg eine kleine landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle erwarb. Dazu erfahren wir aus dem Archiv der Ostfriesischen Landwirtschaftlichen Brandkasse folgende ergänzende Daten:
Nach der 1851 erfolgten Hochzeit hat 1853/54 ein „Hermann Spieker“ in Heisfelde ein vorhandenes Haus mit Scheune erworben und mit 200 Reichsthalern versichert. Er muß wohl nach dem Einzug etwas investiert haben, denn zur Zeit des Vorbesitzers Dirk Janssen Lindemann betrug die Versicherungssumme noch 150 Reichsthaler.
Es handelte sich wohl um ein älteres Haus, das er gekauft hat, denn es gibt noch eine Reihe weiterer Vorbesitzer.
Erste Hinweise entnehmen wir der Familienchronik der Familie Schröder/Igwecks aus Heisfelde:
o Tetje (*24.03.1732),
o Christoph (*12.06.1737),
o Anna (25.10.1740).
Die Familie „besaß in der Dorfschaft Haysfelda ein Haus und Garten nebst einem Acker Bauland auf der Gaste“. Wupke hat nicht wieder geheiratet. Sie überlebte ihren Mann um 13 ½ Jahre und ist am 13.04.1771 im hohen Alter von 72 Jahren an der Wassersucht verstorben (OSB Leer luth. 2570). Fünf Monate später, am 06.09.1771, verkauften die Kinder Tetje und Anna Gerdes (von Christopher wird nicht mehr gesprochen) den Besitz für 800 Gl. an Marten Helmers.
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Die Brandkassenunterlagen, die bis 1768 zurückreichen, weisen dann auch als ersten Besitzer des bebauten Grundstücks die Witwe von Gerd Christoffers aus. Haus und Scheune (man muß sich darunter ein kleines Landarbeiterhaus vorstellen) waren mit 100 Reichsthaler versichert.
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1771 (siehe oben) wurde dann Marten Helmers neuer Besitzer.
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In der Zeit zwischen 1803 und 1812 ging das Anwesen an Harm Janssen über.
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Dann gelangte es in den Besitz von Marten Janssen Helmers, wahrscheinlich um 1829, denn dann wurde die Versicherungssumme aufgestockt von 100 auf 200 Reichsthaler, allerdings 1834 wieder reduziert auf 150 Reichsthaler.
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In der Zeit zwischen 1834 und 1845 erwarb Harm Feldmann die Immobilie.
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Zwischen 1845 und 1856 fanden dann zwei Eigentumsübergänge statt: Zunächst an Dirk Janssen Lindemann
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und schließlich, wie eingangs schon ausgeführt, an Hermann Spieker. 1864 wurde die Versicherungssumme erhöht von 200 auf 330 Reichsthaler.
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1867 verunglückte Hermann Spieker tödlich.
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1872 wird die Urkarte von Heisfelde erstellt. In der Liste der Namen der Grundstücksbesitzer (STAA Rep.233, Nr. 524) finden wir unter Nr. 6: Spieker Hermann, Witwe, Arbeiterin. Es ist das Anwesen mit der Hausnumer 8 und den Parzellennummern 118 und 119. Es lässt sich eindeutig zuordnen als das südöstliche Eckhaus Lüttje Weg/ Dorfstraße, schräg gegenüber der Einmündung in den Süderweg.
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1875 erfolgte eine Währungsumstellung, wobei sich alle Beträge verdreifachten („een Daaler is dree Mark“). Die Versicherungssumme betrug nun 990 Mark.
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Zwischen 1878 und 1888 wird wiederum unter Nr.8 die Witwe von Hermann Spieker als Eigentümerin angegeben. Die Versicherungssumme verringert sich ab 1884 geringfügig auf 920 Mark.
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Taatje Spieker, geb. Dupree lässt aber offensichtlich Bauarbeiten durchführen, denn als Gebäudebezeichnung heißt es jetzt: „Wohnhaus mit Scheuer und Wohnung“. Dadurch erhöht sich die Versicherungssumme im Jahr 1899 von 920 auf 1200 Mark. Es kann sich dabei durchaus auch um den Abbruch des alten und den Neubau eines neuen Hauses gehandelt haben.
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Zwischen 1899 und 1909 wird in den Brandkassenunterlagen die „Hermann Spieker Witwe geb. Düpree“ weiterhin als Eigentümerin geführt.
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1913 erfolgt gem. Nr. 11 (71) dann ein Eigentumsübergang von „Hermann Spieker Witwe, geb. Düpree“ zu Hermann Spieker. Es muß sich um den in der Ahnenliste aufgeführten 1852 geborenen Sohn Hermann Wilhelm August Spieker handeln.
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Dann wurden (1925?) Schuhmachermeister Enno Kroon und anschließend
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die Ehefrau des Tauchers Edo Krull, Gretje, geb. Schweer(?) die Eigentümer.
Wie oben ausgeführt handelt es sich um das Haus Dorfstraße Nr. 30, in dem gem. Adressbuch von 1950 folgende Personen (Haushaltsvorstand) wohnten:
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Potthast, Maria, Witwe
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Schilling, Friedrich, Vers.-Insp.
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de Vries, Peter, Arbeiter.
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