„Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger!
Wir haben uns heute hier an der neu gestalteten Gedenkstätte in Heisfelde versammelt, um - wie auch in den vergangenen Jahren - den Volkstrauertag zu begehen.
Wir gedenken der Soldaten, der Opfer unter den Flüchtlingen und Vertriebenen, der Opfer unter den Männern, Frauen und Kindern hier in Deutschland, hier in Heisfelde, aber auch in den anderen Staaten, die vom Kriegsgeschehen betroffen wurden.
Wir gedenken all derer, die vom Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden, all derer, denen unermeßliches, unvorstellbares Leid zugefügt wurde.
Tote und Verwundete, Trümmer und Zerstörung, Not und Elend ließen die Weltkriege zurück. Aber hätte aus all dem Erlebten, dem Leid, der Vernichtung nicht der Frieden folgen müssen?
Aber noch immer werden Menschenrechte missachtet, noch immer werden Bomben geworfen und noch immer Gewalttaten aus politischen, ideologischen oder religiösen Gründen verübt. Traurige, aktuelle Beispiele sind Syrien, Afghanistan, die Kriege in Afrika, die Nichtbewältigung der Situation zwischen Israelis und Palästinensern.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind zwar über 68 Jahre vergangen und der Krieg ist ein ferner, jedoch keinesfalls ein abgeschlossener Teil unserer Vergangenheit. Das Leben mit diesem Krieg und den Greueltaten des Nazi-Regimes gehört zu unserer nationalen Identität.
Europa ist zusammen gerückt, mit dem festen Willen, das Zeitalter der Kriege zu überwinden und Frieden dauerhaft zu sichern. Aber nach wie vor ist Gewalt weltweit verbreitet. Nach wie vor werden Menschen in vielen Teilen der Welt Opfer von Krieg, Verfolgung, Vertreibung und Terror. Nach wie vor ist Krieg, jetzt und heute!!
Auch mit diesem Schrecken müssen wir uns am Volkstrauertag auseinandersetzen und dazu gehört, dass wir der Soldatinnen und Soldaten gedenken die auch heute, in diesem Augenblick, in vielen Teilen der Welt ihr Leben für Freiheit, Menschenrechte und Frieden riskieren.
Es ist einmal gesagt worden, dass nur derjenige eine Gegenwart, vor allem aber eine Zukunft hat, der eine Vergangenheit hat und aus dieser Vergangenheit lernt.
Hierin besteht der Sinn des Volkstrauertages:
Wenn wir aus den Fehlern unserer Geschichte lernen, werden wir diese Fehler heute und morgen nicht wiederholen. Der Volkstrauertag steht für die ganz persönliche Trauer von Hinterbliebenen, er steht für die Erinnerung an fürchterliches Grauen, er bietet aber auch die Chance, Geschichte aufzuarbeiten und aus ihr zu lernen. Endlich aus ihr zu lernen!!
Wir sollten deshalb den Volkstrauertag als Gedenk- und Mahntag aller Opfer von Tyrannei und Gewaltherrschaft auf der ganzen Welt bis in die heutige Zeit sehen.
Unsere Erinnerung an die Opfer der Kriege, die Opfer von Verbrechen und Gewalt hat auch noch eine andere Bedeutung. Eine alte jüdische Weisheit sagt:
Das Geheimnis von Versöhnung heißt Erinnerung.
Helfen Sie mit, durch Achtung der Menschenrechte und durch die Erfüllung der Menschenpflichten eine bessere, friedlichere Welt zu schaffen und zu sichern.
Ich danke allen, dem Posaunenchor, der Feuerwehr, den Pastoren Hündling (ref.) und Erchinger (luth.) mit den vortragenden Konfirmanden der Pauluskirche sowie allen hier anwesenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern für ihre Mitwirkung und ihre Teilnahme an dieser Gedenkveranstaltung hier am Ehrenmal in Heisfelde.“
gez. Beate Stammwitz